Früh aufstehen für die Elektromobilität

Tagungsbericht von Jürgen Huber, 07.05.2013:

Zusammen mit dem stellvertretenden Leiter des Amtes für Fuhrpark der Stadt Regenburg, dem netten und gut informierten Herrn Fleischmann, fuhr ich am 7. Mai morgens um halb fünf Uhr zum Führungskräfteforum des Behördenspiegels, der die Tagung „Elektromobilität – Strategien für Behördenfahrzeuge und öffentliche Fuhrparks“ in Wiesbaden ausrichtete.

Wir wurden vom Hessischen Staatsminister Axel Wintermeyer begrüßt und damit vertraut gemacht, dass die Landesregierung E-Mobilität kräftig mit 50%-Zuschüssen für Anschaffungskosten subventioniert. Das Verkehrsrelais Rhein-Main soll zur E-Mobilitäts-Region werden, die Landesverwaltung betreibt bereits 67 E-Fahrzeuge. Auch Arno Grossmann, Bürgermeister der Landeshauptstadt Wiesbaden, stieß in dasselbe Horn, dessen Ruf wir in Regensburg bisher nur als Antwort auf Nachfragen der Grünen Fraktion im Stadtrat klingen hören konnten: die Wirtschaftsförderung der Stadt hat zwei E-PKW, das Fuhramt zwei E-Kommunalkleinfahrzeuge.

Die siebenstündige Tagung mit hochrangigen Vertretern aus Industrie und Ministerien brachte leider die bereits bekannten Probleme der Strom-Speicherung zum Vorschein. Bei der Reichweite gibt es nach wie vor nur unbefriedigende Lösungen: 80 bis theoretisch 100 km, die im Winter wegen Heizung und rapidem Batterieabfall schnell auf nur 40 km und sogar weniger schrumpfen. Das ist nicht mal für unsere Rathaus-Poststelle attraktiv, denn durchschnittlich fahren kommunale Fahrzeuge in Regensburg 40 km am Tag. Die Anschaffungs- bzw. Leasing-Preise sind zu hoch. Die Lade-Infrastruktur muss erst aufgebaut werden, wobei eine professionelle Ladestation zwischen 20.000 und 30.000 € kostet. Die KFZ-Werkstätten sind auf Starkstrom im Auto nur unterschiedlich gut vorbereitet.

Aber: Jörn Hansen von der RheinEnergie AG zeigte zum Beispiel, wie beeindruckend manche Energieversorger ihr Engagement in der E-Mobilität als zukünftiges lukratives grünes Geschäftsfeld aufbauen. Die Stadtwerke ColognE wollen bis 2020 sage und schreibe 9000 E-Fahrzeuge (!) von Ford laufen haben. Die „von-A-nach-B-Zukunft“ wird dann natürlich intermodular sein: Mobilitätskonzepten, die Rad, Pedelec, E-Auto, ÖPNV und Bahn zusammendenken gehört die Zukunft. Dafür müssten aber heute schon z.B. neue Parkhäuser (Petersweg?) mit entsprechender Stromleistung, Induktionsschleifen oder plug-in ausgestattet werden. Die Kapazität eines normalen Stromanschlusses würde nur für 2 bis 3 Ladestellen ausreichen. Kooperationspartner analog zu Köln müssten in Regensburg also Rewag, TÜV, Stadt, Taxi-Innung, Leasingfirmen sein.

24% der CO2-Emmissionen von „Verbrennern“ werden von den Reifen verursacht. Dort könnte viel eingespart werden und es gibt tatsächlich praxisnahe Forschungen mit ersten erheblichen Ergebnissen auf dem Gebiet „grüne Reifen“, sagte Axel Vaßen, Leiter Nachhaltigkeit der Lanxess AG. Diese Reifen gehören natürlich auch auf E-Mobile.

„Es gibt keine regulären Elektrobusse für den ÖPNV zu kaufen.“ So Dipl. Ing. Harald Ludescher, Geschäftsführer des Mittelständlers Ziehl-Abegg aus Künzelsau, der Radnaben-Elektroantriebe baut, jetzt gerade viele Millionen in eine neues Werk in Baden-Württemberg steckt und damit bald Busse mit einer Länge von 12 oder 16 Meter ausrüsten kann. Er will mit seinem getriebelosen E-Antrieb den Weltmarkt erobern! (Hört hört!). 80% der bewegten Teile eines Motors sind entfernt worden, der Wirkungsgrad liegt bei 90%, es gibt kaum Geräuschentwicklung (10%), Probebetriebe gibt es in Rotterdam (Niederlande) und Umea (Schweden) – nach eigenen Angaben des Herstellers. Klang sehr interessant.

„Tanken“ müsste der grüne E-Bus aber auch, sogar auf der Strecke, an Ladestationen mit armdicken Zubringer-Kabeln, die vorher eingerichtet, also jetzt (!) geplant werden müssten. Wann wir den ersten nahezu geräuschlosen „grünen“ Bus in der Regensburger Altstadt sehen, wird stark davon abhängen, wie sich die nächste Rathausmehrheit zusammensetzt

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