Kein Tagungszentrum als Notnagel, sondern ‚Internationale Kulturhalle’

Jürgen Huber: „Sache mit dem Schlachthof in größeren Zusammenhängen sehen!“

Andere Pläne mit dem Schlachthof als Oberbürgermeister Hans Schaidinger, der dort ein Tagungszentrum plant, hat die Stadtratsfraktion der Grünen. Mit einem Änderungsantrag zur Beschlussvorlage der Verwaltung, die morgen im Stadtrat behandelt wird, wollen die Grünen erreichen, dass die Stadt das Projekt einer ‚Internationalen Kulturhalle’ vorantreibt. Dabei soll das Gebäude zurückgekauft sowie denkmalgerecht und energetisch saniert werden. Anschließend sollen die drei Regensburger Kunstvereine die Halle in einer offenen Intendanz mit Leben erfüllen. Zusätzlich sollen die denkmalgeschützten Schlachthofbereiche für Start-ups im Bereich der Kultur- und Kreativwirtschaft zur Verfügung stehen.

„Wir brauchen ein Ziel, wie Regensburg in zwanzig Jahren dastehen soll“, begründet der kulturpolitische Sprecher der grünen Stadtratsfraktion, Jürgen Huber, die Initiative. „Man muss die ganze Sache mit dem Schlachthof in größeren Zusammenhängen sehen. Die Stadt Regensburg ist zu Recht stark fokussiert auf die Altstadt, auf das Welterbe. Andere Stadtteile spielen eine deutlich untergeordnete Rolle. Weil die Altstadt mit vielerlei Erwartungen und Interessen befrachtet ist, wachsen die Konflikte. Ein Blick auf andere größere Städte zeigt: wenn sich mehrere attraktive Zentren in einer Stadt befinden, kommt es zur Entzerrung. Wir Grüne wollen das Marina-Quartier mit dem Schlachthof als ein solches Zentrum außerhalb der Altstadt entwickeln.“

Der Schlachthof eignet sich nach Überzeugung der Grünen bestens für eine ‚Internationale Kunsthalle’. Jürgen Huber: „Hier könnte ein richtiger Kreativ-Cluster entstehen.“ Dabei wäre diese Wirtschaftsförderung für die Kreativwirtschaft kein Selbstzweck, denn bekanntlich bringen solche Quartiere nicht nur positive Effekte für das Stadtleben mit sich, sondern haben direkte Auswirkungen auf die Arbeitswelt. „Um kreative Quartiere herum entsteht ein Milieu, das wirtschaftliche Tätigkeiten entfaltet. Nicht umsonst versucht München seine ohnehin große Strahlkraft auf diesem Gebiet durch das Engagement für genau solche Orte zu erhalten. Nürnberg nutzt die alten AEG-Fabriken, Leipzig hat seine Baumwollspinnerei. Aber auch kleinere Aktivitäten wie die Kunsthalle in Wiesbaden im ehemaligen Hafen, ähnlich wie in Regensburg, belegen den Trend.“

Ein Tagungszentrum am Schlachthof als Notnagel für die bislang gescheiterten Bemühungen, ein Kultur- und Kongresszentrum für Regensburg zu realisieren, würde Jürgen Huber zufolge wieder einmal für längere Zeit die Idee eines Kreativ-Clusters zunichte machen. „Selbst wenn man ein paar Ateliers und Büros an Architekten und Webdesigner vermietet, wird das nicht zu einem Quantensprung für die Stadtentwicklung im Ostenviertel führen. Tagungsgäste werden nach den Veranstaltungen abreisen oder sich in der Altstadt vergnügen. Das Viertel wird nicht signifikant belebt, sondern würde nur ein weiteres Stadtquartier in Regensburg werden, sonst nichts“, so Jürgen Huber. „Was Regensburg jetzt braucht, ist wieder ein Blick, der weit in die Zukunft reicht und der Stadt und ihren Menschen Perspektiven gibt und Freiräume schafft.“

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