Moderationsprozess „Zukunft Altstadt“

Der Stadtrat/der Ausschuss bittet die Verwaltung, einen Moderationsprozess auf den Weg zu bringen, der die Entwicklung eines nachhaltigen Nutzungskonzepts für die Altstadt zum Ziel hat. Dieser Prozess soll den Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit eröffnen, Politik und Verwaltung Ideen und Vorschläge an die Hand zu geben, wie Interessenskonflikte in der Altstadt entschärft und die Aufenthalts- und Lebensqualität zukünftig gesichert werden können.

Erarbeitet werden sollen die Vorschläge in einem offenen Moderationsverfahren. Das heißt, es werden keine Vorgaben gemacht, und die Beteiligten gestalten das Anforderungsprofil an den Prozess selbst. Zudem soll das Verfahren fachkundig moderiert und wissenschaftlich begleitet werden.

Alle Menschen, die in und von der Regensburger Altstadt leben, wie Altstadtbewohnerinnen und -bewohner, Kaufleute und Wirte sowie Vertreterinnen und Vertreter der einschlägigen Interessengruppen, Künstlerinnen und Künstler, Jugendliche und Senioren, Studierende und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung (z.B. Planungsreferat, Amt für öffentliche Ordnung und Straßenverkehr), von RTG und Stadtmarketing, sollen in den Prozess und die Erarbeitung des Konzepts aktiv einbezogen werden.

Begründung:

Die Regensburger Altstadt ist durch vielfältige Nutzung schon jetzt stark beansprucht, was aber zugleich ihren Charme und ihre Ausstrahlung mit ausmacht (z.B. Bismarckplatz im Sommer). Durch die erwünschte Zunahme des Tourismus, die gestiegenen Immobilienpreise und die innerhalb der historischen Stadtmauern gestiegenen Bewohnerzahlen ist ein noch größerer funktionaler, aber auch wirtschaftlicher Druck auf die Altstadt und die teilweise stark unterschiedlichen Erwartungen an die Lebens- und Aufenthaltsqualität dort entstanden.

Insbesondere die abendliche und nächtliche Nutzung der Altstadt führt immer öfter zu Konflikten. Die Besucherströme aus Nah und Fern, die der Attraktivität der Altstadt und dem Angebot an Freizeitvergnügen geschuldet sind, aber auch die steigenden Studierendenzahlen an den Regensburger Hochschulen führen auch ohne Vandalismus und Exzesse Einzelner zu höchst unterschiedlicher Wahrnehmung der Altstadt bis hin zu erheblichen Störungen eines gedeihlichen Miteinanders.

Aber auch tagsüber strömen immer größere Menschenmengen durch die engen Gassen, die von manchen Regensburgerinnen und Regensburgern als Beeinträchtigung der Lebensqualität empfunden wird. Auch die hohen Pacht-, Miet- und Immobilienpreise in Regensburg drücken stark auf Verwertungspraxis und Verwertungsdauer mancher Geschäfte und gastronomischer Lokalitäten. Im Gegenzug dazu scheint städtische Infrastruktur wie zum Beispiel öffentliche Toiletten den tatsächlichen Notwendigkeiten von Anzahl und Öffnungszeiten her nicht genug angepasst zu sein.

Die zugegebenermaßen komplexe Situation lässt sich unseres Erachtens nicht allein mit restriktiven Mitteln des Ordnungsamtes, auch nicht mit Vergrämung, Gentrifizierung oder beispielsweise der Stellplatzverordnung steuern. Mit einem offenen bürgerschaftlichen Interessenausgleich dürfte mehr zu erreichen sein, als durch repressive Konzepte. Die Kosten für ein solches Moderationsverfahren müssen mit dem Schaden, der ohne Konzept weiterhin und vermutlich mit zunehmender Tendenz entstehen wird, gegengerechnet werden.

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