Müllvermeidung bedeutet Lebensqualität

Bürgermeister Jürgen Huber zum Jahreswechsel 2015 / 2016:

Vor dem Atomzeitalter: Unsere Großeltern hatten für (fast) alles eine Verwendung. Diese Generation, die um 1900 geboren wurde, kannte noch nicht, was wir heute als „Müll“ bezeichnen. Der Lumpen- oder Altmetallsammler musste um die Herausgabe von Altmaterial bitten. Heute bezahlen wir umgekehrt für die „Entsorgung.“ Zum Bäcker oder Metzger ging man früher mit Tasche oder Korb, mein Vater holte das Bier für seinen Vater aus der Wirtschaft mit einer Kanne, die Waren wurden in Papier gewickelt, Plastik- oder Alufolien gab es nicht. Keine Plastikflaschen. Keine Verbundmaterial-Verpackungen.

Heute treiben in den Ozeanen, riesige Plastikinseln – aus Plastiknetzen, Kleinplastikpartikeln und Folien, Abermillionen von Beuteln und Planen. Tiere auf und unter Wasser werden vergiftet, sterben qualvoll, weil sie irrtümlich Plastik für Nahrung halten. Immer öfter kann Küchenabfall nicht mehr kompostiert werden, weil der enthaltene Plastikanteil zu groß ist. In unseren Klär- und Reinigungsanlagen brauchen wir immer bessere Filter, also sündteure Anlagen, die von den Abwassergebühren bezahlt werden müssen. Reinigungs- und Müllgebühren werden zwangsläufig steigen, wenn wir immer mehr Müll produzieren. Mehr Mülleimer im öffentlichen Raum, an Straßen und auf Plätzen erfordert mehr Arbeit. Mehr Arbeit und folgerichtig mehr Arbeitskräfte verursachen auch höhere Kosten.

Immer mehr Menschen essen und trinken auf der Straße, auf dem Weg zur Arbeit, danach an den renaturierten Flussufern mit hoher Aufenthaltsqualität, in den tollen Parks oder grad nur so. Pizzaschachteln, Styroporbehälter der Nudelpfanne, Plastikgeschirr, Hamburgerbox, coffee to go – Becher, Plastiktüten, hauchdünne Tütchen und noch mal Plastikbeutel landen in den Abfallbehältern oder sogar gleich auf der Straße oder in der Wiese, irgendwo am Grillplatz.

Strikte Abfalltrennung ist aber dringend notwendig, um wenigstens einen Teil der Abfall-Lawine, die uns bedroht, aufzuhalten. Recycling hilft uns energiereiche Rohstoffe, oft aus Erdöl, zurückzugewinnen. Reparieren statt wegwerfen hilft relativ neue Geräte weiterbenutzen zu können. Doch leider können viele Produkte gar nicht mehr repariert werden. Wertvolle Materialien wie Gold, Silber, seltene Metalle drohen verloren zu gehen. Der umweltbelastende Energieaufwand bei der Produktion geht oft ganz oder teilweise verloren.

Wenn wir unsere Kultur des Wegwerfens, auch in Regensburg, nicht ändern, wird der blaue Planet Erde eines Tages kollabieren. Deshalb ist alles wichtig. Auch die kleine Plastiktüte, achtlos weggeworfen, der Kaffeebecher, liegengelassen, die Einkaufstüte, die in die Müllverbrennung transportiert wird sollte wenn möglich vermieden werden. Jede Bürgerin und jeder Bürger ist gefragt, reich und arm, alt und jung, Männer, Frauen und Kinder.

Bitte liebe Regensburger und Regensburgerinnen, vermeiden Sie Müll, vermeiden Sie Verpackung, zusätzliche Umverpackung, wenn es geht. Wollen Sie wirklich auf der Straße, beim Gehen essen und trinken? Ich denke, beim Gehen zu Essen ist erstens nicht schön und in jedem Fall nicht gesund.

Wir wollen nicht noch mehr Abfallbehälter und zusätzliche Reinigungsaktionen. Wir wollen weniger Müll! Müllvermeidung ist unsere Devise – für das gute Leben in unserer Stadt. Das wäre mein Wusch fürs neue Jahr.

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