Positionspapier zu „Flüchtlinge“ des Integrationsbeirates der Stadt Regensburg

Angesicht der aktuellen Flüchtlingskrise in Europa gilt unsere Solidarität den hunderttausenden von Menschen, die aufgrund von Krieg, Gewalt, ihrer sexuellen Orientierung, politischer, ethnischer, religiöser und rassistischer Verfolgung gezwungen sind, ihre Heimatländer zu verlassen und nur noch einen Ausweg in der Flucht sehen. Obwohl die Flüchtlingszahlen stagnieren, ist die Flüchtlingsthematik aufgrund der Debatten um Unterbringungsmöglichkeiten, der Berichterstattung in den Medien und der zunehmenden Gewalt und Hetze gegen Geflüchtete immer noch aktuell.

Die Aufnahme von Flüchtlingen ist ein humanitärer Akt und eine rechtliche Verpflichtung nach dem Grundgesetz. Der Integrationsbeirat der Stadt Regensburg setzt sich unmissverständlich für eine Willkommenskultur für Asylsuchende und Flüchtlinge ein.

Die in unseren Augen positive Haltung der Stadt Regensburg und die klare Positionierung des Oberbürgermeisters Wollbergs für Flüchtlinge ist vorbildlich.

Auch die Solidarität und die Hilfe von Freiwilligen und zivilgesellschaftlichen Organisationen wollen wir zum Anlass nehmen, um auf die Situation der Flüchtlinge in Regensburg und deren Belange hinzuweisen.

Mit diesem Positionspapier möchte der Integrationsbeirat einen Beitrag zur Debatte im Flüchtlingsbereich und zu einem differenzierten Umgang mit diesem Thema leisten. Dabei werden Handlungsmöglichkeiten, Handlungsempfehlungen auf der kommunalen und gesamtgesellschaftlichen Ebene beschrieben und Lösungsansätze aufgezeigt.

HINTERGRÜNDE UND HANDLUNGSEMPEHLUNGEN

Um eine unsichere Lebenssituation von Geflüchteten zu vermeiden, sollte die Bearbeitungs- und Entscheidungsfrist und damit der Aufenthalt in Erstaufnahmeeinrichtungen und Flüchtlingsunterkünften möglichst kurz gehalten werden, damit sich diese Menschen eine Zukunft aufbauen können und eine Perspektive haben.

Unterbringung

Die enge Belegung, und die Ghettobildung erhöht das Konfliktpotential. Um Konflikte zu vermeiden und die Situation von Familien und Einzelpersonen zu verbessern, fordern wir von der Stadt Regensburg die Integration der Unterkünfte in die verschiedenen Stadtteile beizubehalten und die Verweildauer in Sammelunterkünften auf maximal ein Jahr zu begrenzen. Außerdem sollte, um die schon angespannte Wohnsituation in der Stadt zu verbessern und die Situation zu entspannen, mehr sozialer und dezentraler Wohnungsbau vorangetrieben werden.

Beratung und Begleitung

Die Flüchtlinge haben einen besonderen Bedarf an Informationsfluss, Beratung und Begleitung aufgrund ihrer schwierigen Lebenssituation.

Um die Lebenssituation der Flüchtlinge zu verbessern, fordern wir ein verbessertes, erweitertes und vernetztes Angebot an Dolmetschern, mehrsprachiges Informationsmaterial, mehr sozialpädagogische Unterstützung, sowie gezielt geschultes Beratungspersonal. Auch einen gleichberechtigten Zugang zur medizinischen Versorgung und eine psychologische Unterstützung sollte für die Flüchtlinge bereitgestellt werden.

Integration

Um die Integration der Flüchtlinge möglichst früh zu gewährleisten, sollten schon in den Unterkünften Deutschkurse und Integrationskurse für alle angeboten werden. Um den zum Teil sehr monotonen Alltag der Flüchtlinge zu verbessern, sollten Freizeitmöglichkeiten in Form von Festen, Sport- und kulturellen Veranstaltungen und Bildungsangeboten zur Verfügung gestellt werden.

Arbeitssituation

Fehlende Beschäftigung und mentale Forderung kann zu einem Abbau von individuellen Fähigkeiten bis hin zu Depressionen führen.

Für eine erfolgreiche Integration und Selbstwertgefühl ist der gleichberechtigte Zugang zum Arbeitsmarkt sehr wichtig. Deshalb sollten Flüchtlinge möglichst früh mit Praktika und Schulungen an den Arbeitsmarkt heran geführt und integriert werden, damit sie ihren eigenen Lebensunterhalt verdienen können. Viele Flüchtlinge bringen eine Ausbildung, Qualifikation oder einen Hochschulabschluss mit, der aber meistens nicht anerkannt wird. Die Anerkennung dieser sollte erleichtert werden.

Abschiebung

Am Ende der langen Bearbeitungszeit von Asylanträgen kommt es oft zu einer Ablehnung des Asylverfahrens und als Folge dieser zu einer Abschiebung.

Die Abschiebung wird häufig ohne Vorankündigung und oft nachts durch geführt. Die Menschen haben in dieser Situation keine Möglichkeit, sich auf die Abschiebung vorzubereiten. Dies ruft vor allem bei Kindern häufig psychische Traumata hervor. Um dies zu verhindern, fordern wir die Beendigung von Abschiebungen in Nachtaktionen, vor allem bei Familien. Familien sollten frühzeitig und ausreichend über die bevorstehende Abschiebung informiert werden.

Eine Willkommens- und Anerkennungskultur ist erfolgreich, wenn sich Geflüchtete mit ihrer Lebensumgebung und Lebenssituation identifizieren können. Diese Identifikation wiederum gelingt nur durch Chancengleichheit, Anerkennung und gleichberechtigte Teilhabe in der Gesellschaft. Damit dies gelingt, sollten die Bedürfnisse von Flüchtlingen, Migrantinnen und Migranten in der gesamtstädtischen Entwicklung und dem Integrationskonzept nachhaltig und zukunftsweisend berücksichtigt werden.

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