Bericht mit Fotos zur Stadtbahn-Tour

Unser Fazit: Wo es Probleme gibt, gibt es auch Lösungen!

Im Rahmen der Regensburger Nachhaltigkeitswoche haben wir uns am letzten Freitag auf eine Radtour entlang der geplanten Stadtbahnlinie vom Uniklinikum bis nach Wutzlhofen begeben, um direkt vor Ort mit Expert*innen aus der Regensburger Verkehrswelt über die Notwendigkeit, die Chancen und die Herausforderungen einer Stadtbahn zu sprechen. Auf unserer knapp 7 km langen Route haben wir am Universitätscampus, an der Galgenbergbrücke, am Alten Eisstadion sowie am ALEX-Center halt gemacht.

„Regensburg wächst, der Verkehr wird mehr und mehr und das Busnetz kann das nicht mehr auffangen. Wir müssen jetzt für eine nachhaltige Mobilität für die Zukunft vorplanen. Für uns ist nicht die Frage ob, sondern wie die Stadtbahn kommt!“ Mit diesen Worten eröffnete Julia Krebs, die Vorsitzende des grünen Kreisverbands Regensburg-Stadt, die zusammen mit der grünen Stadtratsfraktion veranstaltete Radtour, zu der sich bei leichtem Nieselregen am Nachmittag des 1. Juli etwa 25 Interessierte am Uniklinikum eingefunden haben.

Julia Krebs (links) und Maria Simon (rechts)

Treffpunkt am Uniklinikum

Bevor es losging fasste Fraktionsvorsitzende der Grünen im Stadtrat, Maria Simon, die Geschichte der Idee eines modernen Straßenbahnsystems für Regensburg zusammen. Im Kommunalwahlkampf 1996 wird das Thema erstmals aufgegriffen und zwar von grüner Seite. Die Stadtverwaltung beschäftigt sich erstmals mit der Stadtbahn. Später wird sie in den neuen Stadtentwicklungsplan ‚Regensburg-Plan 2005‘ aufgenommen, nach negativen Prognosen für ein überdimensional groß angelegtes Regio-Netz und verschiedene innerstädtische Linien jedoch wieder fallengelassen und für die kommenden Jahre von der schwarz-roten Koalition auf Eis gelegt.

Im Koalitionsvertrag für 2014–2018 wird schließlich festgehalten, dass die Stadtbahn erst als Nord-Süd-Trasse im Zusammenhang mit Überlegungen zur Verbesserung des gesamten ÖPNV-Systems auf Wirtschaftlichkeit und Förderfähigkeit geprüft. Das Projekt Stadtbahn nimmt Fahrt auf. Eine Machbarkeitsstudie ‚Höherwertiges ÖPNV-System’ wird in Auftrag gegeben und dient schließlich als Basis für den am 19. Juni 2018 erfolgten Stadtratsbeschluss zur Aufnahme der Planungen für eine modernes Stadtbahnsystem.

Zwischenstopp Universitätscampus

Walter Weber, Bündnis für eine moderne Stadtbahn in Regensburg und Umland

Am Hochschulcampus

Auf dem Gelände zwischen Universität und OTH angekommen wurden wir durch Walter Weber vom Bündnis für eine moderne Stadtbahn in Regensburg und Umland empfangen. Er weist darauf hin, dass es an dieser Stelle Klärungsbedarf gibt, ob die Trasse zum Beispiel über die Wiese des Campus, durch die Unterführung oder doch auf einem anderen Wege Richtung Stadtmitte weitergeführt werden soll. Dennoch sollten diese Fragen nicht dazu genutzt werden, um das ganze Projekt sofort in Frage zu stellen. Jedes Verkehrsprojekt brächte Herausforderungen mit sich und oft müssten Kompromisse geschlossen werden. Dazu müssten alle Beteiligten miteinander reden und die verschiedenen Bedürfnisse berücksichtigt werden.

Stadtbahnen sind wirkmächtige Instrumente der Stadtentwicklung. Mit der neuen Stadtbahn kann Regensburg der angestrebten Verkehrswende einen großen Schritt näher kommen. Sie wird so die Lebensqualität der Bürger weiter fördern und, die Stadt insgesamt, in eine glückliche Zukunft führen. Regensburg ist reif für die Stadtbahn! Eine Großstadt ohne Stadtbahn bleibt provinziell!

Walter Weber, Bündnis für eine moderne Stadtbahn in Regensburg und Umland

Annabell Jungmeier von der Grünen Hochschulgruppe und Florian Ellwanger, 2. Sprecher AStA Uni Regensburg, ergänzten den Diskussionspunkt aus Sicht der Regensburger Studierenden. Grundsätzlich käme das Projekt Stadtbahn sehr gut an, einen Knackpunkt stellt jedoch die Problematik um die Wiese dar, durch die die Stadtbahn möglicherweise verlaufen soll. „Wir fordern einen Kompromiss, bei dem auf das Campusleben Rücksicht genommen wird und das Campusfest sowie alle anderen Begegnungen in der gewohnten Art und Weise ohne Einschränkungen stattfinden können und die Attraktivität der Fläche nicht leidet“, betont Annabell Jungmeier.

Annabell Jungmeier und Florian Ellwanger

Nächster Stopp Galgenbrücke

Am Knotenpunkt Galgenberg/Friedenstraße/Furtmayrstraße/Bahnhof ging Thomas Feig, Leiter des Stadtbahn-Amtes in Regensburg auf den aktuellen Stand der Planungen und damit verbundene Überlegungen ein. Ein wichtiges Thema stellen die Brücken im Allgemeinen und die Galgenbergbrücke im Besonderen dar. Beim Bau dieser wurde eine zukünftige Stadtbahn nämlich nicht bedacht. Ursprünglich sollten die Tram-Fahrzeuge mithilfe einer Parallelbrücke über die Gleisen geführt werden. Deutlich ressourcenschonender, kostengünstiger und weniger aufwendig wäre es jedoch, die bestehende Brücke für den Stadtbahnverkehr zu öffnen. Dazu Herr Feig: „Verschiedene Statiker haben sich das nochmal angeschaut […], haben die Verkehrslasten noch einmal überprüft und nochmal in die Nachrechnung der Brücke eingestiegen. Das Ergebnis liegt noch nicht vor, aber wir werden zum Abschluss bald berichten. Es sieht nicht schlecht aus…“ Auch die Neigung der Galgenbergstraße wurde angesprochen, diese stelle jedoch kein Problem dar, auch in anderen Städten bewältigten die Straßenbahnen ähnlich steile Steigungen. Eine Frage stellt sich noch mit Blick auf die zukünftigen Haltestellen in diesem Bereich, schließlich müsste auch hier Barrierefreiheit gewährleistet werden.

„Regensburg braucht als wachsende Stadt einen ihrer Größe angemessenen ÖPNV. Die Stadt hat die Planungen für eine Stadtbahn auf´s Gleis gebracht. Mit den neuen Förderregularien des Bundes können auch wir ein Mobilitätsangebot mit Stadtbahn schaffen.“

Thomas Feig, Leiter des Amts für Stadtbahnneubau

Thomas Feig, Leiter des Amts für Stadtbahnneubau

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite fand der grüne Landtagsabgeordnete und Regensburger Stadtrat Jürgen Mistol klare Worte: „Alle diejenigen, die über sich über den Stau in Regensburg beschweren, und wir haben da natürlich auch ein Problem, die sind gut beraten, das Thema Stadtbahn beherzt anzugehen.“ Er wies auf die Notwendigkeit hin, die Endpunkte des Liniensystems so zu konzipieren, dass Busse und Züge gut damit verknüpft sind. Nur so kann der ÖPNV attraktiv gestaltet werden.

Jürgen Mistol, MdL und Stadtrat

Angekommen am nächsten Haltepunkt machte Wolfgang Bogie vom VCD Regensburg auf die besonders starke Verkehrslast im Bereich der Nibelungenbrücke aufmerksam. Sie befindet sich längst an ihrer Kapazitätsgrenze. Eine Stadtbahnlinie im 5‑Minutentakt wäre hier längst überfällig und die optimale Möglichkeit, den übermäßigen Autoverkehr zwischen Reinhausen und dem Osten zu reduzieren. Somit würde die Verkehrslage hier deutlich entlastet. Hierzu gehöre aber auch ein Umdenken im Bezug auf das Vorhaben ‚Mobilitätsdrehscheibe Unterer Wöhrd‘: „Mehr Parkplätze direkt in Altstadtnähe bedeuten immer auch mehr Autos in Altstadtnähe, was wir hier brauchen ist aber weniger Autoverkehr! Der Umstieg auf den ÖPNV muss deshalb schon viel früher erfolgen, eine Mobilitätsdrehscheibe sollte deshalb weiter außen ansetzen, und zwar am besten schon am Lappersdorfer Kreisel.“

Wolfgang Bogie

Letzter Stopp am ALEX-Center

„Warum dauert das so lange?“ – eine berechtigte Frage seitens Michael Quast, Geschäftsführer vom Stadtmarketing Regensburg. Was ihm die großen Unternehmen der Stadt mitgegeben haben ist, dass wir eine Stadtbahn unbedingt brauchen und sich der ÖPNV weiter deutlich verbessern muss. „Ein Fahrzeug kann bis zu 2,5 Gelenkbusse ersetzen, das sind doch überzeugende Fakten“, so Quast. Mobilität würde deutlich leiser, zügiger und bequemer von statten gehen – und dazu noch 100% emissionsfrei. Außerdem sorgt die Stadtbahn für minimale Belastung durch Feinstaub, denn selbst E‑Busse produzieren diesen durch Reifen- und Bremsabrieb, wie Oliver Groth, Vorsitzender des grünen Kreisverbands Regensburg-Stadt ergänzt. Nach zwei Stunden radeln fasst er das Thema Stadtbahn so zusammen:

„Die Stadtbahn ist ein Riesenprojekt, natürlich gibt es da auch im Detail Probleme. Deswegen muss man mit den Betroffenen reden und sich mit ihnen zusammen sinnvolle Lösungen überlegen, denn die Probleme sind nicht unlösbar. Die Stadtbahn ist für einen zukunftssicheren und funktionierenden Verkehr in Regensburg für alle Verkehrsmittel notwendig.“

Oliver Groth, Vorsitzender des grünen Kreisverbands Regensburg-Stadt

Michael Quast, Stadtmarketing Regensburg (rechts)
Oliver Groth, Vorsitzender des grünen Kreisverbands Regensburg-Stadt

Ein herzliches Dankeschön an die Organisator*innen und an Annemarie Bruckert für den Text und die Bilder.

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