Pressemitteilung
Grüne kritisieren Fortsetzung der Restaurationspolitik des Monarchen
Anlässlich der bevorstehenden Aufstellung des Denkmals von König Ludwig I. auf dem Domplatz erklären Jürgen Mistol, Fraktionsvorsitzender, und Jürgen Huber, kulturpolitischer Sprecher:
„Wir Grünen halten es wenigstens für unangemessen, wenn nicht sogar für unsinnig, das König-Ludwig-Denkmal an einen solch zentralen Platz in der Regensburger Altstadt mit erheblichem Aufwand zurück zu holen. Diese Maßnahme, aktuell und maßgeblich vorangetrieben vom Stadtratskollegen Dr. Eberhard Dünninger (ÖPD) sowie der CSU-Fraktion und in den 1990er Jahren schon einmal beantragt von einem Stadtrat der rechtsradikalen Republikaner, ist gewissermaßen die Fortsetzung der Restaurationspolitik von König Ludwig I. Soll das die angemessene Kulturpolitik einer modernen, demokratischen und jungen Stadt im 21. Jahrhundert sein? Das fragen wir Grüne uns.
Ludwig der Erste war ein Monarch, der sich zuerst liberal gab, im Laufe seiner Herrschaft aber zunehmend reaktionäre Tendenzen zeigte, unter anderem die Zensur wieder einführte und die Pressefreiheit abschaffte. Und er betrieb – wie der bayerische Generalkonservator Dr. Egon Johannes Greipl unlängst bei einem Vortrag in Stadtamhof erläuterte – Geschichtsklitterung in nicht unerheblichem Ausmaß. Sein durch Napoleon ausgeweitetes Königtum und seine spätere Verleugnung und Umdeutung der Geschichte hin zum Franzosenhass war trotz aller prunkvollen Bautätigkeit kein Ruhmesblatt für Rechte und Position der demokratischen Bürger. Als Vorbild für unsere demokratische Gesellschaft taugt er ganz und gar nicht.
Mit der Rückkehr des Reiterstandbildes wird sowohl aus stadtentwicklungspolitischer Sicht das Pferd von hinten aufgezäumt, als auch aus kulturpolitischer Sicht wieder einmal ein völlig falsches Signal gegeben. Sinnvoll wäre es gewesen, für den Domplatz zuerst ein Gesamtkonzept in Bezug auf Gestaltung und Verkehr zu erarbeiten mit dem Ziel, die Aufenthaltsqualität zu erhöhen. Stattdessen stellt man ein rückwärts gewandtes Reiterstandbild auf, eine Kunst-Form des 18. und 19. Jahrhunderts, wohl in erster Linie, um Touristen zu beeindrucken, und zweitens sicherlich auch, um Symbole alter autoritärer Strukturen des Königtums in das Zentrum der Stadt zurück zu holen. So bleibt der Platz in erster Linie eine Fläche für den Autoverkehr, die mit dem überholten und restaurativen Denkmal einer eher fragwürdigen Person der Zeitgeschichte in zentraler Positionierung verziert wird.
Wir Grüne stellen andere Anforderungen an eine nachhaltige und demokratische Entwicklung unserer Altstadt. Die fragwürdige Inschrift am Pylonentor in Stadtamhof bekommt durch die Rückholung des Königs ins Herz der Altstadt natürlich einen zusätzlichen und doppelt schlechten Beigeschmack. Das kann einen Demokraten, dem seine Stadt am Herzen liegt, schon empören.“
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