Weihnachtsrede 2022 im Stadtrat Stefan Christoph, Fraktionsvorsitzender BŸndnis 90/DIE GR†NEN Vielen Dank, Frau OberbŸrgermeisterin, liebe Kolleg*innen im Stadtrat, liebe Mitarbeitende in der Verwaltung, und nicht zuletzt liebe interessierte Regensburger*innen, im Vergleich zu den ersten beiden Jahren dieser Amtsperiode hat sich zumindest fŸr mich die Arbeit im Stadtrat in diesem Jahr extrem verŠndert. Was wir vor Corona an PrŠsenzterminen kannten, hat sich im MŠrz 2020 schlagartig reduziert. Und ganz zurecht haben wir darauf geachtet, keine anderen Menschen anzustecken Ð ob Risikogruppe oder nicht. Wir sind ganz eindeutig in einer schwierigen Zeit in diese Amtsperiode gestartet Ð nicht nur was unsere eigene Arbeit angeht, sondern natŸrlich auch die ganze gesellschaftliche und politische Situation. Und wŠhrend die Pandemie leider auch heute und jetzt gerade noch nicht Geschichte ist, hat sich dieses Jahr dennoch viel geŠndert und ist zu einer Art ãNormalitŠtÒ zurŸckgekehrt. Ob wir damit nicht etwas voreilig waren, wird sich noch zeigen. Aber ganz klar ist schon, dass unsere Arbeit als StadtrŠt*innen natŸrlich ganz viel damit zu tun hat, dass wir in der Stadt unterwegs sind; dass wir Menschen treffen; dass wir GesprŠche fŸhren. Ich habe, wenn ich meinen eigenen Kalender anschaue, dass GefŸhl, dass viele gesellschaftliche Bereiche Ð von der Kultur Ÿber die Sportvereine hin zur kritischen Zivilgesellschaft Ð alle dieses Jahr wieder durchstarten wollten und gefŸhlt alle Veranstaltungen, die sie in den vergangenen zwei Jahren nicht machen konnten, jetzt diesen Herbst gemacht haben. Das Ð also vor allem die Tatsache, dass eben nicht alles an gesellschaftlichem Leben eingeschlafen ist Ð ist natŸrlich ein wirklich gutes Zeichen. Denn wahrscheinlich jede und jeder von uns, der in dem ein oder anderen Verein aktiv ist, hat gemerkt, wie sich Ÿber die letzten beiden Jahre einige Menschen auch zurŸckgezogen haben oder AktivitŠten eingeschlafen sind. Dass trotzdem immer noch so viel passiert, zeugt eben auch davon, dass die Zivilgesellschaft in unserer Stadt wirklich stark und nachhaltig aufgestellt ist. Jetzt zwischen den Jahren ist fŸr alle, die aktiv waren und sind, etwas Zeit, wieder ein wenig KrŠfte zu tanken, egal ob man zu Hause gro§ feiert, die Familie besucht oder nur ein Buch und eine Tasse Tee mit auf die Couch nimmt. Das gilt natŸrlich auch fŸr uns alle Ð uns Kolleg*innen hier, die ehrenamtlich im Stadtrat sitzen, und natŸrlich auch alle hauptamtlichen Kolleg*innen und Mitarbeitenden. Astrid Lindgren hat in einem ihrer KinderbŸcher, die man freilich auch als Erwachsener lesen darf, geschrieben ãOh, wie ist es schšn, wenn Weihnachten ist! Ich wŸnschte nur, dass ein wenig šfter Weihnachten wŠre.Ò Und egal, ob man Weihnachten feiert oder nicht, die ruhige Zeit zwischen den Jahren, die so genannte ãstaade ZeitÒ ist wichtig, um ein wenig Ausgleich zu finden. Wir alle, die es kšnnen, sollten uns diese Zeit nehmen Ð fŸr unsere psychische Gesundheit, fŸr unsere Resilienz. Und auch dafŸr, darŸber nachzudenken, was und wie in den letzten Monaten eigentlich passiert ist. Die Zeit sollten wir uns auch nehmen, an diejenigen Menschen zu denken, die gerade keine ãstaade ZeitÒ haben. Etwa weil sie trotz der Feiertage in den nŠchsten Wochen arbeiten; in KrankenhŠusern, bei der Feuerwehr Ð aber zum Beispiel auch im Einzelhandel! Oder denken wir an die Menschen, die keine ruhige Zeit zwischen den Jahren haben kšnnen, weil sie kein Zuhause haben. Weil sie gerade psychische Krisen durchmachen. Oder weil sie aus Kriegsgebieten zu uns nach Regensburg geflohen sind. Sie brauchen gerade in dieser Zeit Ð aber auch davor und danach Ð nicht nur unsere Gedanken, sondern auch UnterstŸtzung von uns. Und das gilt ausdrŸcklich nicht nur fŸr den Stadtrat, sondern fŸr die ganze Stadtgesellschaft. Weihnachten als christliches Ereignis ist das Fest der NŠchstenliebe. Politisch finde ich passender: der SolidaritŠt. Und NŠchstenliebe und SolidaritŠt sind nichts, was wir uns nur wŠhrend einer Woche im Dezember in Gedanken rufen sollten, sondern das ganze Jahr Ÿber. SolidaritŠt sollte immer unsere oberste Handlungsmaxime sein. Und das sage ich auch ganz bewusst deswegen, weil wir in den letzten zweieinhalb Jahren gesehen haben, wie so etwas wie gesellschaftliche SolidaritŠt immer weiter erodiert ist. Ich rede davon, wie Menschengruppen gegeneinander ausgespielt werden, wie egoistische Interessen zur politischen Agenda verklŠrt werden oder wie sich VerschwšrungserzŠhlungen und gezielte Desinformation rasant in der Gesellschaft ausbreiten. Das alles sollte uns zu denken geben, wenn wir aufs Neue Jahr vorausblicken. Nutzen wir doch also alle die Zeit, die wir zum Nachdenken haben, um uns Gedanken darŸber zu machen wie wir alle und wie jeder einzelne von uns in Zukunft zu einer solidarischeren Gesellschaft in unserer Stadt beitragen kann. Victor Hugo hat in Les MisŽrables geschrieben: ãDie Zukunft hat viele Namen: FŸr Schwache ist sie das Unerreichbare, fŸr die Furchtsamen das Unbekannte, fŸr die Mutigen die Chance.Ò Ich denke, wir sollten die Mutigen sein, die Chancen ergreifen. Ich wei§, dass es in Regensburg viele mutige Menschen gibt, die auch in Zukunft immer wieder Chancen auftun werden. UnterstŸtzen wir sie auch in Zukunft dabei, wenn sie das tun! Ich wŸnsche Ihnen und euch schšne und erholsame Feiertage! 1